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Landkreis Neuwied

Kurzbeschreibung der Ausgangslage

  • Der Landkreis Neuwied mit seinen sieben Verbandsgemeinden und 61 Ortsgemeinden ist der viertgrößte Landkreis in Rheinland- Pfalz und ist im Wesentlichen ländlich geprägt. Da sich viele Hilfsangebote in der kreisangehörigen Stadt Neuwied bündeln, bedeutet das für die Bewohner*innen des Landkreises häufig weite Fahrtwege zu Institutionen und Unterstützungsangeboten.
  • Die sozialstrukturellen Belastungslagen von Familien konzentrieren sich insbesondere auf Verbandsgemeinden, in denen eine geringe Wirtschaftskraft, eine hohe Kinderarmut, ein hoher Anteil von Multikulturalität und ein schlechter Zugang zu präventiven Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, Kultur-, Familienbildungs- und Beratungsangeboten besteht bei gleichzeitiger hoher Inanspruchnahme von intervenierenden Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe (Hilfen zur Erziehung). Hiervon sind insbesondere drei Verbandsgemeinden in hohem Maße betroffen (VG Asbach, Bad Hönningen, Dierdorf).
  • Dementsprechend liegt der Eckwert der HzE pro 1000 junge Menschen unter 21 Jahren im Landkreis Neuwied im Jahr 2020 bei 37,51 und damit leicht über dem Durchschnitt von Rheinland-Pfalz (36,74). Ambulante Angebote der Jugendhilfe resultieren auch daraus, dass dadurch eine wohnortnahe Versorgung gewährleistet wird.
  • Auch in den Gemeinden brechen familiäre Unterstützungsstrukturen heutzutage oft weg - sei es durch die erhöhte Arbeitstätigkeit auch von Großeltern oder aber die räumliche Distanz zu Verwandten.
  • Dadurch gewinnen professionelle Angebote an Bedeutung für die Versorgung und Unterstützung von Familien mit Hilfebedarf.
  • Der Eckwert der unter 15jährigen pro 1000 junge Menschen im Sozialgeld-Bezug ist derweil unterdurchschnittlich im Vergleich zu Rheinland-Pfalz insgesamt (70,96/109,95).

Bisherige Aktivitäten im Themenfeld "Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern"

Handlungsfeld Umsetzungsstand im Landkreis Neuwied
A) Umsetzung eines interdisziplinären Un­terstützungs- und Versorgungsreper­toires Der LK ist im Themenfeld "Kinder psychisch und/ oder suchterkrankter Eltern" sehr aktiv und arbeitet sehr eng mit dem ism zur Erarbeitung eines Monitoringkonzeptes zusammen. Hier wird am Aufbau von gemeinsamen Planungsstrukturen gearbeitet. Bereits abgeschlossen sind eine Online-Befragung aller Akteur*innen im Einzugsbereich des KJA Neuwied zu Bedarfseinschätzung, zu bereits verfügbaren und notwendigen Angeboten, zu Kooperations- und Vernetzungserfahrungen sowie zu Erfahrungen bzgl. Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem wurde bereits eine fallbezogene Analyse im ASD durchgeführt, um Bedarfslagen von Familien genauer einschätzen zu können und eine erste Grundlage zur Schaffung bedarfsgerechter Unterstützungsangebote zu haben.
B) Steuerung und Planung sowie eine verbindliche Abstim­mung der Hilfen und Leistungen zwischen den kommunalen Ak­teur*innen

Eine Kooperationsvereinbarung wurde sowohl mit dem Gesundheitsamt als auch dem Sozialamt abgeschlossen. Die Koordinationsstelle ist bereits eingerichtet. Die Kernbesetzung der Steuerungsgruppe
besteht aus:

  • Koordinationsstelle für das Modellprojekt
  • stellv. Abteilungsleitung Jugendamt
  • Netzwerkkoordination
  • Sozialplanung
  • Jugendhilfeplanung
  • Psychiatriekoordination
C) Lokal-kommunale Netzwerke

Durchführung verschiedener Netzwerkkonferenzen im Themenfeld:

  • 2013: Netzwerkkonferenz zum Thema "Kinder psychisch kranker Eltern. Auswirkungen psychischer Erkrankungen von Eltern auf familiäre Alltagsstrukturen" mit einführendem Vortrag von damaligem Chefarzt der Rhein-Mosel-Fachklinik und Übersicht zu Unterstützungsmöglichkeiten durch ism
  • 2015: Netzwerkkonferenz für Stadt und Landkreis Neuwied zum Thema Alkoholismus/ Sucht und Auswirkungen auf die Erziehungsfähigkeit von Erziehungsberechtigten
  • 2021: Netzwerkkonferenz für Stadt und Landkreis Neuwied zum Thema "Familien in Zeiten von Corona. Wie sehr trifft die Pandemie ohnehin bereits belastete Kinder und Eltern?" (ein Fokus war, wie Familien im Umgang mit psychischen Belastungen gestärkt werden können)
D) Sensibilisierung und Qualifizierung von Fachkräften bzw. von Multiplikator*in­nen/ Öffentlichkeits­arbeit Zur Rückkoppelung und als Diskussionsgrundlage für die weiteren Handlungsschritte im Themenfeld wurden
im zweiten Halbjahr 2022 Workshops durchgeführt. Das Thema "Kinder psychisch und/ oder suchterkrankter Eltern" wird außerdem in verschiedenen Arbeitsgremien, Runden Tischen etc. bekannt gemacht. Auf der Homepage der Netzwerkkoordination soll in Kürze ein eigener Reiter zum Thema eingerichtet werden, der fortlaufend über das Projekt berichtet.

 

Ziele für die Teilnahme am Modellprojekt

  • Bereits seit der Einführung des Landeskinderschutzgesetz ist das Themenfeld "Kinder psychisch kranker/ suchterkrankter Eltern" immer wieder Gegenstand im Netzwerk Kindeswohl - sowohl bei den Netzwerkkonferenzen als auch bei den regionalen Arbeitstreffen auf Verbandsgemeindeebene.
  • Bei der Generierung von Hilfebedarfen spielen psychische und Suchterkrankungen von Eltern und Erziehungsberechtigten zunehmend eine Rolle. In den sozialen Diensten - sei es bei den Frühen Hilfen, dem Allgemeinen Sozialen Dienst oder der Schulsozialarbeit - steigen die Fallzahlen, immer häufiger liegen psychische oder Suchterkrankungen den Hilfebedarfen zugrunde. Die zuständigen Kliniken - sowohl die Erwachsenenpsychiatrie als auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie­ - sind überlastet. Mögliche Hilfen greifen so oftmals erst spät.
  • Im Landkreis kommen weite Wege zu Institutionen und deren Hilfsangeboten hinzu. Die ländliche Struktur geht einher mit einer verstärkten Isolation der Zielgruppe.
  • Wir wollen ein ineinandergreifendes Hilfesystem unterschiedlicher Leistungsanbieter schaffen und etablieren. Dabei sehen wir einen Schwerpunkt im Bereich der Prävention und wollen Hilfsangebote unterschiedlicher Intensität und mit verschiedenen Anknüpfungspunkten einrichten. Neben einem Gruppenangebot für betroffene Kinder und Jugendliche können wir uns beispielsweise ein Familien begleitendes Ehrenamtsprojekt vorstellen.
  • Unser Ziel ist es - neben der Schaffung von konkreten Angeboten für die Zielgruppe - die Kooperation insbesondere mit der Gesundheitshilfe zu verbessern und dafür regelhafte Strukturen zu schaffen. Gleichzeitig wollen wir Fachkräfte sensibilisieren und gemeinsam Instrumente entwickeln, um regelhaft die Bedarfe der Zielgruppe in den Blick zu nehmen.

Ansprechperson

Laura Rockenfeller
Netzwerkkoordinatorin
Kreisverwaltung Neuwied, Kreisjugendamt
Tel.: 02631/803-465
E-Mail: laura.rockenfeller[at]kreis-neuwied[.]de

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